Gemessen an Unendlichkeit
haben Menschen wenig Zeit
– genau gesagt nur ein paar Tage
bis zum Beginn der letzten Lage.
Dies Faktum bildet ein Problem:
wahrscheinlich wird es unbequem
wenn auf die Fersen und den Rücken
stets die Sargesbohlen drücken.
Man könnte den Gedanken hegen,
sich auf die Seite hinzulegen,
und stark entlastend wäre auch
das Liegen auf dem Bauch,
oder in dunklen, trüben
Tagen, Kopfstand zu üben,
wäre für des Erden Dung
eine feine Abwechslung.
Doch Särge sind so ungemein
ungemütlich, viel zu klein.
Unmöglich sich darin zu regen
geschweige denn sich zu bewegen.
Undenkbar ist, mit Butterkuchen
den Friedhofsnachbarn zu besuchen.
Genieße den Kuchen solange er warm
Genieße seine Verdauung im Darm,
Genieße jedes Abendbrot-
in ein paar Tagen bist du tot.
Monat: August 2014
Wenn die Rosen Hosen tragen
Eine Kletterrose blühte,
Nacht war sternenklar
und in einer Einkaufstüte
Licht sogar am Boden war.
Dieses Licht, es schien so hell
auf das Blatt der Rose,
nebenan im Bettgestell
lag die Lederhose.
Woher kommt das Bettgestell?
Warum blüht die Rose?
Wieso ist es Nachts so hell?
Wem gehört die Hose?
Was war in der Einkaufstüte?
Wer machte dort Licht?
Wie ist der Lederhosen Güte,
hält sie bei Regen dicht?
Das sind Fragen über Fragen,
Antworten sind rar,
wenn die Rosen Hosen tragen
– ach die Welt ist wunderbar.
Kanada
Es fiel ein Baum in Kanada,
leider stand die Anna da.
Ich habe Anna nicht vermisst,
weil sie mir zu kopflos ist.
Edeltraut
Edeltraut ist von Berlin
morgen fahr ick wieder hin.
Edeltraud ist meine kleene
Freundin mit die dicke Beene.
Edeltraud verteilt echt süsse
feuchte, lange Schlabberküsse.
Edeltraud ist im Gesicht
aufgebläht und pickelig.
Edeltraud ist ziemlich schwer,
neunzig Kilos oder mehr.
Edeltraudchens Po
wackelt immer so.
Edeltraudchens Busen
läd mich ein zum schmusen.
Edeltraud ist meine Braut
Ach, ick lieb dir, Edeltraud
Landpartie mit Fahrrad
Wenn ich dem Meister Adebar
an seine linke Wade fahr,
dann ärgert sich die Made zwar,
die zufällig gerade da
im Wadenbein zu bade war,
ich aber wurde da gewahr,
dass der Meister Adebar
sehr dankbar meinem Rade war.
Märchen
Vieles ist beim Märchendichten
einfach nur verlogen,
allermeist sind die Geschichten,
unwahr und zurechtgebogen.
Hänsel war auf Gretel scharf
verführte sie im Wald,
und die Buckelhexe darf
nicht mitmachen, sie war zu alt.
Rapunzel mit dem langen Haar
sie lief an einer Krücke,
litt am Bronchialkatarrh
und trug eine Perücke.
Schneewittchen hatte wenig Geld
gab sieben Zwergen Spaß,
zur Strafe wird sie ausgestellt
in einem Sarg aus Glas.
Betrunken saß die Königin
des Nachts in der Spelunke,
sie hat es mit dem Frosch getan,
gebar ihm eine Unke.
Weil Rotkäppchen ein Flittchen war
nahm sie was sie bekam,
den Wolf fand sie ganz wunderbar,
sie kannte keine Scham.
Märchen sind nicht Wahrheit
sie sind millionen Haar weit
von dem was wirklich ist,
weil alles nur ein Märchen ist.
Renovieren
So, das passt, die Sache sitzt,
rief der Heimwerker verschwitzt.
Krachend fiel das Buchregal,
und er versucht es noch einmal.
So, das passt, die Sache sitzt,
rief der Heimwerker verschwitzt.
Krachend fiel das Buchregal,
und er versucht es noch einmal.
So, das passt, die Sache sitzt,
rief der Heimwerker verschwitzt.
Krachend fiel das Buchregal.
Schön sind Wandverkleidungstücher.
Wer braucht schon in der Wohnung Bücher.
Hundestammbaum
Wenn ein Hund sein Bein anwinkelt
und Dir an die Hose pinkelt
mag das wohl ein Zufall sein.
Heben Hunde stets das Bein
wenn sie Dich erspähen,
kann es für Dich besser sein,
zum Seelenarzt zu gehen.
Mag sein Du leidest an extremen
starken Akzeptanzproblemen
Bedenklich wird für Dich die Lage
wenn der Psychiater auf die Frage,
wie das Problem zu lösen sei,
die Stirne runzelt und dabei
Dir dringlich rät,
es sei nie zu spät,
das Leben anzupassen,
den Beruf Beruf sein zu lassen,
und bei der Affinität zu Tieren
künftig als Hundestammbaum zu fungieren.
Werde Dichter
“Werde Dichter”,
sagt meine Frau.
Wenn ich in meine Hose schau
ist es nicht nass.
Was soll denn das?
– ziemliche Impertinenz,
unterstellt die mir
Inkontinenz.
Aus dem Leben eines Leuchtturmwärters
Traurig ist der Leuchtturmwart,
sein Leben ist bei Feuchtsturm hart,
denn nach jedem Sturmtief
steht der blöde Turm schief.
Texte von Hans-Werner Aschoff 