Ode an den künstlichen Weihnachtsbaum

Mein Weihnachtsbaum, mein bester,
du bist aus Polyester.
Mein alljährlich Gabentisch,
ich vergehe, Du bleibst frisch.

Im Baumarkt standst Du, welche Pracht
hab in mein Auto Dich verbracht.
Im Pappkarton, im Kofferraum
mein weiße Weihnacht Kuststofftraum.

Zu Hause endlich angekommen
hab ich Dich mit ins Haus genommen
In Kürze warst Du aufgeklappt
und meine Frau war eingeschnappt.

Schnell noch ein paar Kugeln rein,
die Spitze ziert ein Engelein
und weil ich Kerzen gerne hätte,
eben noch die Lichterkette.
Schon erstrahlst im hellen Schein
du mein geliebtes Bäumelein.
Und zur Verbesserung der Luft
besprüh ich Dich mit Tannenduft.

Kein Grüner mich je tadeln kann,
ich schütze jede Nadeltann.
Mein Weihnachtsbaum Du gutes Stück
bringst jedes Jahr mir neues Glück.
Jahrzehnte frisch Dein grünes Kleid
Pünktlich um die Weihnachtszeit.

Kein Harz das mir die Hand verklebt,
kein Ständer der zur Seite strebt
und nirgendwo ein Ast,
der wieder mal nicht passt.

Zugegeben ich bin träge
künftig bleibt im Schrank die Säge,
Wenn andre noch mit Tanne ringen
kann ich schon Weihnachtslieder singen.

Doch leider träller ich alleine,
meine Gattin, die hat keine
Freude an der grünen Pracht
und hat sich davongemacht.

Feiert wütend und in Rage
neben Auto in Garage.
Deshalb muss ich unterdessen
Weihnachtsgans alleine essen.

So sitze ich im Stubenraum
und singe vor dem Plastikbaum
anstatt: „Es ist ein Ros entsprungen
aus einer Wurzel zart“

… „ich hab den Kloß verschlungen
Gänschen mit Wurzeln zart.
War wirklich gut gelungen,
Bäumchen strahlt auch apart“

Oh Du, mein Baum von zart Gestalt
bleibst ewig grün, wirst niemals alt,
ich weiß, ein jeder Mensch muss sterben,
bei mir freuen sich die Erben
über Reichtümer wohl kaum,
aber über Plastikbaum.
Und da dieser unverderblich
werd ich ein wenig auch unsterblich.