Dichterstreit

Wer dichten kann, der steht bereit

für den Vergleich im Dichterstreit.

Einst stritten Schiller und Goethe

wer die beste Lyrik böte.

Herr Goethe tönte, er sei Sieger,

Schiller sei nur „Wortverbieger“,

doch Schiller resignierte nicht,

schrieb „von der Glocke“ das Gedicht,

ein Werk, das nur ein Könner schafft,

der „Erlkönig“ sei stümperhaft.

Als Schiller meint, er würde führen

bekam er Goethes „Faust“ zu spüren.

Die traf Herrn Schiller umso härter,

er litt, wie einst der junge Werther,

doch erholte sich recht schnell,

schrieb aus Frust den „Wilhelm Tell“

und macht mit Goethe seinen Frieden,

der Streit, er endet unentschieden.

Energetische Sanierung

Heimat gibt ein altes Haus,

Gemütlichkeiten strahlt es aus,

gab Dir durch Jahrzehnte Raum

für manchen nicht erwähnten Traum.

Wenn man hermetisch dies saniert,

energetisch es verziert,

  (auf dem Dache liegen Platten

  wo wir früher Ziegel hatten,

  Wärmetauscher an der Wand

  wo einst der Oleander stand,

  statt Heizkörper und Ofencharme

  wird nur noch der Boden warm,

  das ganze Haus wird eingehüllt,

  war einst mit Frischluft fein gefüllt)

dann sei der Politik gedankt,

die vom Bürger dies verlangt,

aber, auf der and´ren  Seite:

nach dem Umbau bist Du pleite.

Neues aus der Spitznamenforschung

Herr Klug, der fand es sei Betrug

weil er bei seiner Fahrt im Zug

das Klo besuchte, und am Ende

er kein Papier zum wischen fände.

Nach diesem Vorfall, sehr traumatisch

für Herrn Klug so schwer dramatisch,

war sein Brauch, den er sich schwörte,

dass zum Gepäck Papier gehörte.

Man traf Herrn Klug nun in der Bahn

stets mit Toilettenrollen an.

Herr Klug ist nun im Zug bekannt,

und wird dort „Klugscheißer“ genannt.

Narrativ

Verzweifelt ein Professor rief:

„was ist denn bloß ein Narrativ?“

Schließlich war es ihm viel wert

als jemand dieses Wort erklärt:

ein Narrativ sei die Geschichte

die man attraktiv berichte,

manchmal wahr, doch oft erdichtet,

der Wahrheit sei sie kaum verpflichtet.

So hätten viele Diktatoren

oft das Narrativ erkoren,

man habe ihnen Land gestohlen,

das müsse man sich wiederholen.

Das warum? Ist schwer erklärlich,

manchmal aber hochgefährlich,

denn oftmals ist beim Narrativ

einfach nur ein Narr aktiv.

Der Imitator

Es ging der Inder Maripur

zu einer Künstleragentur.

Dort fragte man den Künstlermann

was er denn so an Künsten kann.

Darauf der Inder Maripur

lächelte und sagte  nur:

„freue mich, wenn Menschen lachen,

und kann wie ein Vogel machen.“

Sein Gegenüber herzhaft lachte

als er aussprach, was er dachte:

„So kann man sich doch nur genieren,

leicht ist das Vogelimitieren,

nein, guter Mann, es tut mir leid,

doch sie verschwenden meine Zeit.“

Schade, dachte der indische Mann

„ich finde gut, was ich so kann,

doch dies Gespräch hat keinen Zweck.“

und flog durch das offene Fenster weg.

Achtsamkeit

Sein neues, großes Ziel war ein

Plan, in Zukunft “achtsam“ sein,

kauft sich einen Traumfänger,

doch Träume wurden kaum länger,

bimmelt nach des Tages Müh`n

an seiner Klangschale, in grün,

hockt nun täglich Stunden schon

auf Kissen für Meditation

und es lautet sein Befund

dass er künftig sich gesund

ernährt und auf die Fleischgerichte

er nun besser gleich verzichte.

Von nun an seine Pläne wären

sich nur mit Säften zu ernähren.

Am Tage war er achtsam,

so lange, bis die Nacht kam,

die ihm alle Kraft nahm.

Da endete sein Saftwahn.